Thomas Küng
Musik im Industrieraum III / OEDERLIN-Elegie
Das Collegium Novum Zürich besuchte das OEDERLIN Areal und lies Werke von John Cage, Hans-Jürg Meier, Gary Berger, Annette Schmucki, Tom Johnson, Luigi Russolo und James Tenney in den alten Industrieräumen erklingen.

Inwiefern vermag die Gegebenheit eines bestimmten architektonischen Raumes die Wahrnehmung von Musik zu beeinflussen? Und umgekehrt: Wie verändert Musik die Wahrnehmung eines Raumes? Kann Musik in Räumen und Arealen funktionieren, deren ursprüngliche Zweckbestimmung denkbar kunst- und musikfern war? Konkret: Kann man zeitgenössische Musik und industrielle Architektur in einen sinnvollen Zusammenhang bringen? Diesen Fragen widmet sich unsere schweizweite, fünfteilige musikalische Erkundungsreise durch industriell geprägte Areale.
150 Jahre Industriegeschichte haben das OEDERLIN-Areal in Baden geprägt, gelegen am Ortsausgang am Ufer der Limmat in landschaftlich höchst reizvoller Lage. Einst bildete eine traditionell arbeitende Eisengiesserei das Herzstück des Areals. Als wir 2015 das Areal erstmals besuchten, war diese Giesserei noch in Betrieb. Mittlerweile ist sie stillgelegt – eine Folge der tiefgreifenden wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre. Wir werden diesen grandiosen Raum zum zentralen Ort für unsere Aufführungen machen – aber nicht zum einzigen: Das Areal befindet sich im Umbruch. Manche der früheren Industreiräume sind umgewidmet worden. Hier haben sich Firmen angesiedelt, Ateliers sind eingerichtet und manche Künstlerinnen und Künstler haben hier ihre Studios. Da gibt es etwa die wunderbare Lokalität Baustück, die Laden, Bar und Bühne in einem ist oder das geschmackvolle Bogen Design Studio oder die winzige und charmante Werkstatt einer Geigenbauerin. Andere Teile des Areals liegen brach und werden demnächst abgebrochen. Wir werden diese Orte in einem musikalischen Parcours erlebbar machen. Aufbruch und Verfall liegen auf dem OEDERLIN-Areal nah beieinander. Wenn wir dem OEDERLIN-Areal ein Programm als Elegie widmen, hat das aber noch einen anderen Grund. Der mit Baden eng verbundene Komponist Hans-Jürg Meier war Teil unseres Teams, als wir Musik im Industrieraum konzipierten. Er ist im Dezember 2015 gestorben. Wir gedenken seiner mit der Aufführung von zwei seiner Kompositionen.
Vorverkauf/Preise
CHF 30.00 / 20.00 (ermässigt) Ticket
16 Uhr Giesserei John Cage (1912 – 1992) Variations IV für jegliche Art von Klängen und jegliche Zahl von Mitwirkenden (1964)
16.30 Uhr Atelier Songline Annette Schmucki (*1968) „1 TAG“ Gezeitenstück für Stimme, Violine, Violoncello, Klavier (2014)
fionaarts Sehyung Kim (*1987) „Q!“ für Akkordeon solo (2012)
17.00 Uhr Baustück Gary Berger (*1967) „substrat“ für Ensemble (2016)
17.30 Uhr Giesserei Tom Johnson (*1939) „9 Bells“ (1979) für einen Schlagzeuger, Teile I, IV, VI Hans-Jürg Meier (1964 – 2015) „nie setzt es ein“ für Flöte, Horn, 2 Trompeten, Posaune und Tuba (2002)
18.30 Uhr Aikido-Ennetbaden/Anne Poland Geigenbau Tomasz Skweres (*1984) „Deuterium“ für Violine solo (2012)
18.45 Uhr area Nikolai Popov (*1986) „Biomechanics“ für Akkordeon und Elektronik (2014)
19.15 Uhr Garage Luigi Russolo/Giacomo Balla (1884 – 1947) „Macchina Tipografica“ für Stimme, Intonarumori und Klavier (Entstehungsdatum unbekannt)
19.30 Uhr Giesserei James Tenney (1934 – 2006) Form I für sechzehn oder mehr Instrumente (1996)

Lin Liao Dirigentin Eva Nievergelt Stimme
Collegium Novum Zürich Matthias Ziegler, Flöte Donna Molinari, Klarinette Antonio Lagares Abeal, Horn Jens Bracher, Trompete Jochen Weiss, Trompete Stephen Menotti, Posaune Simon Lamothe-Falardeau, Tuba Julien Megroz, Schlagzeug Christoph Brunner, Schlagzeug (Johnson) Sergej Tchirkov, Akkordeon Lukas Rickli, Klavier Urs Walker, Violine Fabio Marano, Viola Moritz Müllenbach, Violoncello Johannes Nied, Kontrabass Gary Berger, Klangregie/Elektronik
Veranstalter Collegium Novum Zürich und studio-klangraum Basel in Zusammenarbeit mit der OEDERLIN AG Baden und vielen Mietern auf dem Gebiet des Areals